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RS: Warum das Gefühl des Nicht-Dazugehörens uns alle trifft – und besonders, wenn du ADHS hast!

Rejection Sensitivity: Über Kränkbarkeit, ADHS, tend and befriend und unsere tiefsten Ängste

Letztens habe ich im Interview mit Ulrich Brennecke etwas gehört was mich wirklich beschäftigt.

Es ging um „Rejection Sensitivity“ – „nicht dazu zugehören ist der größte Stressor, den es für Menschen gibt.“ sagte er da.

Echt jetzt? Ich dachte das eigentlich nicht. Oder nicht soooo. Auch als Leasingkraft fühlte ich mich in Teams doch ganz gut, wenn ich nicht so richtig dazu gehörte.

Zunächst einmal: Stellt euch vor, ihr seid in einer Gruppe von Menschen, und das Gefühl, nicht dazuzugehören, lastet schwer auf euch. Laut Ulrich Brennecke ist genau dieses Gefühl des Außenseiterdaseins der größte Stressor für den Menschen. Wirklich? Vielleicht.

Doch in einem historischen Kontext macht es Sinn. Denkt an die Zeiten, bevor es Städte gab, also vor etwa 10.000 Jahren. In kleinen Gruppen von 30 bis 40 Menschen war das Nicht-Dazugehören nicht nur sozial unangenehm, sondern für viele, besonders Frauen, ein hohes Todesrisiko. Da hätte Frau nicht lange überleben können.

Männer mögen zwar gewohnt gewesen sein, ein paar Tage alleine auf der Jagd zu sein, doch auch sie waren auf die Gemeinschaft angewiesen. Konnten auch kaum lange allein überleben. 🗿

Und hier wird es interessant, auch in Bezug auf das Verhalten von Frauen und Männern. Während Frauen bei Stress eher dazu tendieren, ihre sozialen Kontakte zu intensivieren und sich noch stärker an ihre Gruppe zu binden (ein Phänomen, das als „tend and befriend“ bekannt ist), reagieren Männer häufiger mit Aggression. Es ist, als würde jeder auf seine Weise versuchen, die Bedrohung oder den Stress abzuschütteln.

Wikipedia „Trier Social Stress Test“ (TSST)

Dann sprach er über den „Trier Social Stress Test“ (TSST). Das ist ein Standard in der Psychologie, um Stress zu messen. Bei diesem Test werden Probanden vor ein Gremium gestellt, müssen komplizierte Rechenaufgaben lösen und Geschichten erzählen. Das Kuriose: Das Gremium gibt währenddessen überhaupt keine Rückmeldung. Nichts. Kein Lächeln, kein Kopfnicken. Und genau das ist der Punkt. Es wird getestet, ob du dazugehörst, aber du bekommst keine Antwort. Das schafft Stress.

Was hat das jetzt alles mit ADHS zu tun? Durch die RS und den wiederholten Erfahrungen in der Kindheit, in denen man sich vielleicht ausgeschlossen oder nicht verstanden fühlte – sind tiefe Verletzungen entstanden die auch im Erwachsenenalter getriggert werden.

Und ja – ich kann mich sehr gut daran erinnern.

Wie tief verwurzelt diese Ängste und Reaktionen in uns sind und wie sie unser Verhalten und unsere Wahrnehmung beeinflussen können.

Durch die kurze Sequenz im Video ist mir erst klar geworden, das es „gefühlt“ ein Todesurteil ist, nicht dazuzugehören.

Es erinnert mich daran, wie wichtig es ist, aufeinander zu achten, Verständnis zu zeigen und uns daran zu erinnern, dass jeder von uns das Bedürfnis hat, sich akzeptiert und geschätzt zu fühlen. Denn in einer Welt, in der wir alle nach Zugehörigkeit suchen, kann ein wenig Empathie und Verständnis einen großen Unterschied machen.

Ab Minute 56.

Artikel auf ADxS:

https://www.adxs.org/de/page/44/rejection-sensitivity-kraenkbarkeit-angst-vor-zurueckweisung-als-spezifisches-adhs-symptom

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